Berlin
28. Jun — 02. Aug 2024
Die Ausstellung „層 | Schichtung der Leere“, der japanischen Künstlerin Noriko Ambe präsentiert weitläufigen, räumlichen Installationen, ergänzt durch Videoarbeiten von Mami Kosemura. Ambes akribische Technik des Schneidens und Schichtens von Papier erschafft komplexe, skulpturale Formen, die sowohl topografische als auch organische Bilder hervorrufen und den Betrachter:innen eine meditative Reise durch Zeit und Raum bieten. Zur Verstärkung dieser immersiven Umgebung werden Videoarbeiten von Mami Kosemura gezeigt, deren visuelle Erzählungen Ambes Installationen ergänzen und zusätzliche Ebenen der Introspektion hinzufügen. Gemeinsam werden ihre Werke eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem gegenwärtigen Moment fördern.
Dr. Heinz Höfchen schreibt im begleitenden Ausstellungskatalog: Ausgangspunkt – paradoxerweise im wahrsten Sinne des Wortes – ist die Linie. Sie ist die Spur des sich bewegenden Punktes, also sein Erzeugnis. Sie ist aus der Bewegung entstanden, und zwar durch Vernichtung der höchsten in sich geschlossenen Ruhe des Punktes. Hier wird der Sprung aus dem Statischen in das Dynamische gemacht. Diese fundamentale Erklärung Wassily Kandinskys in seinem Buch Punkt und Linie zu Fläche, das im Titel bereits das Ziel der zeichnerischen Flächen und späteren Raumorganisation anspricht, könnte kaum genauer die tragende Konstante im entwickelten Œuvre Noriko Ambes beschreiben.
Die japanische Künstlerin Noriko Ambe (*1967, Saitama) erschafft seit 1999 filigrane, skulpturale Werke in ihrer Serie „Linear-Actions“, indem sie Hunderte bis Tausende von Papierblättern sorgfältig schneidet und schichtet. Diese zarten Kreationen rufen topografische und organische Formen hervor. Durch präzises Papierschneiden und -schichten entstehen feine Linien, die den Wachstumsringen eines Baumes ähneln und nicht nur die physische Struktur des Papiers, sondern auch eine metaphorische Reise durch die Zeit darstellen. Jeder Schnitt und jede Schicht symbolisieren einen vergangenen Moment, wobei die Querschnitte die Intervalle zwischen unzähligen Zeitschichten darstellen, die die Existenz eines Stücks durchdringen. Für Ambe verbindet dieser Akt des Nachvollziehens der Form oder Abstufung sie mit dem gegenwärtigen Moment und erzeugt ein Fragment des „Jetzt“. Ihre Kunstwerke dienen als Schnittstelle zwischen der materiellen Welt und ihrer spirituellen Dimension, ähnlich einem rhythmischen Grundschlag.
Der Akt des Schneidens ist zu ihrer „Ausdruckssprache“ geworden.
Noriko Ambe lebt und arbeitet in New York City, USA, und Saitama, Japan. Sie absolvierte ihre Ausbildung an der Musashino Art University in Tokio und hat zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen erhalten. Ihre Werke sind in renommierten Sammlungen wie dem Whitney Museum of American Art enthalten. Mit der Präsentation durch AOA;87 bei Paper Positions Berlin 2024 gewann die Künstlerin Bronze beim Paper Art Award, verliehen vom Haus des Papiers. Eine Gruppenausstellung der Preisträger eröffnet am 15. Juni im Haus des Papiers.