08. Sep 2023
Die Frage nach dem ICH ist eine existenzielle Frage, die uns Menschen seit jeher beschäftigt. Sind wir eine Ansammlung von Molekülen, die getreu dem Erbgut der Eltern agieren? Sind wir spirituelle Wesen mit einer Seele? Sind wir ein Puzzleteil eines sozialen Gefüges, welches auf Handlungsmuster konditioniert wurde? Die Frage nach der eigenen Identität ist Kernstück der Suche nach dem ICH. Selbstwahrnehmung, Selbsterkenntnis sind unverzichtbar auf der Suche nach dem ICH und ein lebenslanger Prozess, da die Persönlichkeit sich durch soziale Interaktion in ständiger Veränderung, in Bewegung befindet.
Die händisch modellierte Skulptur, erstellt von der Berliner Bildhauerin Margarete Adler, ist ein Fragment. Das Porträt der Frau besteht aus einem Zusammenspiel von verschiedenen Gesichtern oder Masken, die sie abzieht. Es gibt Spiel von Schärfen und Unschärfen, ineinanderfließende Gesichtsfragmente. Diese Darstellung verweist auf die Komplexität der menschlichen Identität und verdeutlicht, wie Facetten unseres Selbst miteinander verwoben sind. Sind es Facetten ihrer Persönlichkeit, erworbene Schutzmechanismen oder Masken der Selbsttäuschung?
Der Hinterkopf ist offen und wurde von dem Videoskulpturenkünstler MARCK mit Videoprojektionen der Betrachter gefüllt. Mit den herausquellenden Kabeln erinnert der Hinterkopf an den der häufig mit Schlangen als Haaren dargestellten Medusa, der ersten von Zeus erschaffenen Frau, die getrieben von ihrer menschlichen Neugier ein Sinnbild für humane Fragilität und Verletzlichkeit darstellt. Diese Verbindung schafft eine zusätzliche Ebene der Symbolik und Mystik. Die dargestellten Videos zeigen wiederum unterschiedliche Projektionen der Betrachter und stehen so für die unterschiedlichen Ebenen des ICH-Seins und der Suche nach der eigenen Identität.
Das Zusammenspiel von Innen und Außen, digitaler Videoinstallation und klassischem Modellieren von Ton ist auch Sinnbild für die Jetztzeit und die Verwirrung zwischen Virtuellem und Realem, in der der Mensch heute auf der Suche nach sich selbst ist. Diese Arbeit markiert die erste Kollaboration, initiiert durch AOA;87, zwischen der Bildhauerin Margarete Adler und dem Schweizer Videoskulpturenkünstler MARCK.