AOA

Margarete Adler

Margarete Adlers bemerkenswerter Vorstoß in die Kunstwelt im Alter von 50 Jahren stellt die Grenzen des konventionellen künstlerischen Aufstiegs und der Altersbeschränkungen in Frage und zeichnet sich durch ihr herausragendes Talent aus. Was Margarete Adler auszeichnet, ist nicht nur die Schönheit ihrer Skulpturen, sondern auch der durchdachte und komplizierte Prozess, der hinter jedem Werk steht. Im Gegensatz zu vielen Künstlern, die jährlich zahlreiche Werke schaffen, fertigt Margarete Adler nur 3 bis 5 Skulpturen pro Jahr an. Dieser bewusste Arbeitsrhythmus ist ein Beweis für ihr unermüdliches Streben nach Präzision. Die Erschaffung einer Margarete Adler-Skulptur ist eine Reise in sich selbst, die von der Konzeptualisierung über die akribische Vermessung der Modelle, die sorgfältige Handarbeit, den Guss in Polyurethan und schließlich die aufwändige Handbemalung reicht. Jeder Schritt des Prozesses wird mit größter Sorgfalt und Liebe zum Detail ausgeführt, so dass jede Skulptur ein Meisterwerk für sich ist.

Adlers Werk erforscht konsequent die vielschichtige und oft widersprüchliche Natur menschlicher Gefühle und Beziehungen. Ihr erster Zyklus, „Mutterliebe“, ist eine ergreifende Untersuchung der Ambivalenz, die der mütterlichen Liebe innewohnt. Nach dem Prinzip des „sowohl als auch“ fängt ihr Werk die gleichzeitige Präsenz von Pflege und Verwundung, Heilung und Schaden ein. In einer Serie von sechs Skulpturen durchläuft sie das Spektrum menschlicher Erfahrung, vom Säuglingsalter bis zum hohen Alter, wobei sie die sich wandelnde Reise von der Tochter zur Mutter einschließt.

Ihre Skulpturen, mit ihrer anatomischen Präzision und perfekten Schönheit, fesseln zunächst durch ihre äußere Anziehungskraft. Bei näherer Betrachtung wird der Betrachter jedoch mit Rissen und Nähten konfrontiert, die symbolisch für tiefere, verborgene emotionale Welten stehen. Dieses bewusste Zusammenspiel von äußerer Perfektion und innerer Komplexität lädt zu einer tiefgehenden Reflexion über die unsichtbaren Tiefen menschlichen Daseins ein.

Adlers Kunst geht über bloße ästhetische Anziehung hinaus und setzt sich mit umfassenderen gesellschaftlichen Normen, Vorbildern und Traditionen auseinander. Indem sie die Unvollkommenheiten unter der Oberfläche offenbart, fordert sie den Betrachter heraus, tief verwurzelte Überzeugungen und Emotionen zu hinterfragen und neu zu bewerten. Ihr Werk provoziert einen introspektiven Dialog über die Dualitäten und Widersprüche, die das menschliche Dasein prägen.

Adlers Debütserie „Mutterliebe“ feierte 2020 ihre Premiere in der Duo-Ausstellung „Die Stummen und die Schreienden“ gemeinsam mit der renommierten deutschen Porträtkünstlerin Cornelia Schleime in der Galerie AOA;87. Seitdem wurden Adlers Werke in einer Reihe internationaler Ausstellungen in Miami, Basel und Deutschland prominent präsentiert, was ihre dynamische Bandbreite und thematische Tiefe unter Beweis stellt. Adlers Werke sind Teil renommierter Sammlungen, darunter die Sberbank-Sammlung in Russland, die Europapark-Kunstsammlung in Deutschland und verschiedene private Sammlungen, was ihren bedeutenden Einfluss auf die zeitgenössische Kunstszene unterstreicht.

Margarete Adler, Stumme Dienerinnen oder Ein Kimono für die Toten | Porträt Seika, 2018 – 2019, Abguss in Polyurethan, Ölfarbe, Messingdraht, 50 x 70 x 41 cm, Edition 3 + 1 AP
Margarete Adler, Liebt mich, liebt mich nicht | Portrait Rosalie, 2019 – 2020, Modelliert in Ton, Abguss in Polyurethan, Messing Draht, Ölfarbe, 51 x 82 x 50 cm, Edition 3 + 1 AP
Margarete Adler, Augen-Blicke 1917-2017 | Portrait des Hermann, 2017-2018, Kunststoff Polyurethan, Ölfarbe, Schädel, Glasaugen, 55 x 87 x 56 cm, courtesy of private collection